Andere Städte mögen „schöner“ sein – Detroit ist vielleicht derzeit die coolere und hippere. Nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen Niedergangs ist die Metropole im US-Staat Michigan wieder im kreativen und hoffnungsfrohen Aufschwung.
In der ersten Hälfte des 20. Jhd. war die Stadt an der Grenze zu Kanada der Standort der amerikanischen Autoindustrie. General Motors, Ford und Chrysler machten Detroit u. a. zur „Motor City“. Künstler wie Diana Ross, Stevie Wonder, Marvin Gaye oder die Jackson Five waren einige der Stars, die das berühmte Plattenlabel „Motown Records“ hervorbrachte. Doch dann kamen schwierige Zeiten, die Wirtschaft brach ein, es ging völlig bergab. Wohlhabende Menschen verließen die Stadt, Arbeitslosigkeit und Kriminalität stiegen. Viele Wohn-, Kultur-, Geschäfts- und Industriegebäude waren plötzlich leer und dem Verfall preisgegeben. 2013 erfolgte auch noch der Bankrott der Stadt. Die Bevölkerungszahl war von 2 Mio. Einwohnern auf 700.000 gesunken. Von „Geisterstadt“ war da oft zu lesen.
Den Straßen, Plätzen und Gebäuden wird inzwischen neues Leben eingehaucht. „Wir machen jetzt alle hässlichen Orte zu besonders schönen Plätzen“, meint etwa Chloe, Guide bei Detroit Experience Factory, die vor fünf Jahren zurück in ihre Heimatstadt gezogen ist. „Detroit ist eine große Stadt, aber man hat das Gefühl, an allem teilnehmen zu können.“ Internationale Geschäftszentralen und Büros haben die niedrigen Immobilienpreise genutzt und sind eingezogen, Firmen investieren, lassen bauen und renovieren. Etwa der Unternehmer Dan Gilbert (Quicken Loans), der alleine ca. 200 Gebäude aufkaufte. Trendige Shops, Cafés, Bars und Restaurants, zahlreiche Brauereien – ein Mix aus kleineren Unternehmen – übernahmen die Räumlichkeiten. Kunst und Kultur, große Street Art-Werke auf den Mauern, neue Hotels in einst von Bäumen übernommenen Gebäuden, Urban Gardening, River Walk, People Mover – viele kleine und große Projekte zur Verschönerung der Plätze und Verbesserung der Lebensqualität tun der Stadt gut -und sind immer noch in Entwicklung und Umsetzung.
Die Bevölkerung wächst, viele Menschen kommen zurück: Es ist wieder cool geworden, in Detroit zu leben. General Motors hat noch immer seinen Sitz hier, die Detroit Auto Show im Jänner ist die größte Automobilausstellung in den USA. Motown ist zwar nach Los Angeles abgewandert, aber kleinere Labels und Studios sowie diverse Musikfestivals erinnern an die alten Zeiten. Nach mehreren Anläufen scheint es nun tatsächlich wieder bergauf zu gehen.
Wo man hin muss
Downtown (Business District) beeindrucken z. B. die Art-Déco-Wolkenkratzer wie das Fisher Building und das Guardian Building.
The Belt / The Z: Eine Gasse (The Belt), die Gratiot Avenue und Grand River Avenue verbindet, sowie eine Parkgarage (The Z), die Outdoor Kunstinstallation und Ort für Entertainment zugleich sind. Street Art-Künstler aus aller Welt haben sich an den Wänden und auf verschiedenen Ebenen der Parkgarage temporär verewigt; coole Bars und Clubs.
Campus Martius Park & Cadillac Square: beliebtester Platz im Sommer: Tonnenweise Sand sorgt für Strandfeeling mitten in der Stadt. Food Trucks, Drinks, Unterhaltung, Marktstände, Pop up-Sportzone, Biergarten, im Winter Eislaufplatz. downtowndetroitparks.com;
Beacon Park: der neueste öffentliche Park; DJs und Konzerte, Outdoor Yoga, Food Trucks u.v.m.; empoweringmichigan.com/beacon-park
Eastern Market: einer der ältesten Bauernmärkte des Landes; am Samstag – und saisonal auch Sonntag und Dienstag – gibt es ein reiches Angebot an Produkten der Region, die gekauft und verkostet werden können: Gemüse, Obst, Fleisch, Brot, Süßes, Saures, Blumen. Ess-Stände, Livemusik, verschiedene Delikatessläden, Boutiquen, Pizzerias, BBQs – ob einkaufen oder „nur schauen“, es tut sich viel. Die alten Lagerhallen rundherum dienen als „Leinwände“ für schöne Streetart. Detroiteasternmarket.com
Rivertown / River Walk: Der neue River Walk verbindet auf fünf Meilen entlang des Detroit River mehrere Outdoor Center, Entertainment- und Sportflächen; Blick auf Kanada (Stadt Windsor), Radverleih, Bootstouren, Segway, Laufen, Walken, Restaurants und Bars, Livemusik; auch die bekannteste Brauerei Atwater Brewery befindet sich in Rivertown.
Midtown: Entlang der Woodward Avenue sind viele Theaterhäuser, Museen und Universitäten angesiedelt: Detroit Historical Museum, Detroit Institute of Arts & Detroit Film Theatre, Charles H. Wright Museum of African American History, Museum of Contemporary Art Detroit; ehemalige Fabrikshallen, die als Lofts, Shops, Ateliers und Lokale genutzt werden; auch Community Gardens sind hier sehr beliebt.
Greektown und Mexicantown: Griechische bzw. mexikanische Einwanderer haben ihren Vierteln einen Stempel aufgedrückt;
Corktown ist das älteste Viertel der Stadt und erinnert an die lange irische bzw. Einwanderergeschichte.
Zuschauen und mitmachen
Sportclubs: Detroit hat allein vier Top-Profi- Sportteams mit eigenen Stadien: Detroit Red Wings (Eishockey), Detroit Tigers (Baseball), Detroit Pistons (Basketball), Detroit Lions (American Football); Tickets checken!
Musik & Theater: Konzerte, Oper, Theater und Broadway-Produktionen – irgendwas läuft immer; Veranstaltungsorte z. B. Aretha Franklin Amphitheatre, City Theatre, Detroit Film Theatre, Detroit Opera House / Michigan Opera, Fisher Theatre, Fox Theatre, Royal Oak Music Theatre, Garden Theatre.
Events: Das ganze Jahr über lockt Detroit mit Festivals für alle. North American International Auto Show (naias.com), St. Patrick’s Day Parade (www.detroitstpatricksparade.com), Movement Electronic Music Festival (www.movement.us), Detroit Music Weekend (detroitmusicweekend.org), Detroit Jazz Festival (detroitjazzfest.com) etc.
Shopping
Viele kleine Geschäfte, Märkte und Galerien in den verschiedenen Vierteln, große Einkaufsstraßen und bekannte Marken – es gibt für jeden Geschmack etwas. Als „Avenue of Fashion“ mit einem Mix aus verschiedensten lokalen Kleidungs- und Accessoire-Shops, Designern, Kunst, Galerien und Restaurants etc. gilt die Livernois Avenue zwischen 7 und 8 Mile Road. Interessante Geschäfte findet man auch im Canfield Retail Distrct (Midtown). Viele Geschäfte locken natürlich Downtown entlang Woodward Ave., Griswold St., Library St. Für Schnäppchenjäger bieten sich außerhalb von Detroit die Great Lakes Crossing Outlets an (greatlakescrossingoutlets.com).
Herumkommen
Im Stadtzentrum ist viel zu Fuß zu erreichen oder man steigt auf Fahrrad, „People Mover“ oder Zug/Bus um. MOGO bietet Bikesharing (mogodetroit.org); Radtouren sind z. B. mit Wheelhouse Detroit (wheelhousedetroit.com) möglich.
Bird, Lime und Spin heißen die Vertreter von Scootern in Detroit (bird.co, li.me, spin.app).
Der Detroit People Mover, eine Art Straßenbahn in der „Luft“ hält an 13 Stationen in Downtown. Mit der Q line geht es entlang Woodward Ave. von Downtown bis New Center.
The Henry Ford Museum & Greenfield Village
In dem Vorort Dearborn lädt The Henry Ford zum Staunen ein. In dem Museumskomplex stehen nicht nur Autos, sondern sämtliche technologischen Entwicklungen und historische Begebenheiten im Fokus, ob die Präsidentenlimousine von John F. Kennedy, Thomas Edison’s Labor oder der Bicycle Shop der Wright Brothers. Verschiedene spannende Bereiche: Driving America, Railroads, Presidential Vehicles, Heroes of the Sky, With Liberty and Justice for All, Made in America, Mathematica, Dymaxion House, Fully Furnished, Agriculture. Einen Tag könnte man locker für die Besichtigung einplanen, genauso wie im angrenzenden Greenfield Village, einem Freilichtmuseum mit historischen Häusern, Kirchen, Geschäften, Eisenbahn, Farm und Werkstätten. Bereiche: Working Farms, Liberty Craftworks, Henry Ford’s Model T, Railroad Junction, Main Street, Edison at Work, Porches and Parlors. Verschiedene Restaurants und Stände, Teehaus, Kunsthandwerk, Touren per Bahn, Kutsche oder Oldtimer sorgen zusätzlich für Unterhaltung. thehenryford.org
Wohnen
MotorCity Casino Hotel: sehr großes Hotel mit vielen Zimmern und großem Casinobetrieb, sehr gutes Restaurant im 16. Stock mit Aussicht auf Downtown, motorcitycasino.com
Shinola Hotel: Luxusuhrmacher Shinola hat auch ein schönes Boutique-Hotel downtown in einem alten Backsteingebäude; shinolahotel.com
Restaurants & Bars
Hudson Café: beliebtes Lokal für großes Frühstück, 1241 Woodward Ave, hudson-cafe.com/
Lumen Detroit: modernes Lokal, zeitgemäße amerikanische Küche, 1903 Grand River, www.lumendetroit.com
Iridescene: eines der besten Restaurants der Stadt, vorzügliche Küche, toller Service, große Bier- und Weinauswahl, schöne Aussicht, im 16. Stock des MotorCity Casino Hotel, 2901 Grand River Ave, motorcitycasino.com
The Belt: verschiedene Bars und Clubs wie Standby, The Skip, Deluxx Fluxx
Infos & Anreise
Anreise z. B. ab Wien mit Lufthansa oder Air France/KLM; oder im Rahmen einer Rundreise mit Austrian Airlines direkt nach Chicago und mit dem Mietwagen weiter nach Detroit
Infos zu Detroit: visitdetroit.com, michigan.org
Die Reise nach Detroit erfolgte im Rahmen einer Rundreise auf Einladung von Visit USA Committee Austria, www.visit-usa.at
Erschienen in reisetipps Nr. 23, www.reisetipps.cc
Pdf: Reisetipps23 Detroit
Fotos: Christiane Reitshammer