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Kreuzfahrt Donaudelta: Eine Speisekarte aus Kultur und Natur

Metropolen, bedeutende Kultur- und Naturdenkmäler, kleine Dörfer und eine wundersame Naturwelt im Donaudelta zwischen Rumänien und der Ukraine – eine Kreuzfahrt auf „unserem Strom“ präsentiert ein kleines „Best of“ von Südosteuropa.

Von Wien nach Budapest, weiter nach Belgrad in Serbien, über Bulgarien nach Rumänien sowie in die Ukraine ans Schwarze Meer – oder in die entgegengesetzte Richtung – führt die Kreuzfahrt der MS Nestroy von GTA Sky-Ways. Für tip exclusive begann die Reise diesmal in Bukarest, wo zuerst eine Stadtbesichtigung und ein Mittagessen mit lebhafter Folklore – wie auch für die regulären Kreuzfahrtgäste – auf dem Programm stand, und setzte sich bis ins ukrainische Städtchen Vilkovo an der rumänischen Grenze und zur Donaudelta-Hauptstadt Tulcea in Rumänien fort.

Für Kreuzfahrtdirektor Niki Nikolaus, der in den vergangenen zehn Jahren bereits Hunderte Male zwischen Wien und dem Donaudelta unterwegs war, bedeutet eine Donaureise „Heimatkunde für Fortgeschrittene“, wie er erzählt.

„Der Donauraum hat eine große Vergangenheit, viele Kulturen haben sich über die Donau fortgepflanzt.“

Wer einmal in dieser Region eine Kreuzfahrt mitmache, dem würden die Augen geöffnet, denn viele Menschen hätten eine falsche Vorstellung von den Ländern Südosteuropas. „Ob Serbien mit der römischen Vergangenheit, der Naturschönheit Eisernes Tor; Bulgarien mit reicher Geschichte und Kultur, den Skigebieten und den Magura-Höhlen; oder Budapest mit den Sehenswürdigkeiten in Richtung Donau. Die Kreuzfahrt ist eine Speisekarte aus Kultur und Natur, jedes Land hat etwas Besonderes“, zeigt er sich begeistert. Und jeder Österreicher sei irgendwie auch mit der Donau verbunden: „Schon als Kind hat mich fasziniert, dass der kleine Bach hinter dem Haus in meiner Salzburger Heimat irgendwann im Donaudelta landen soll.“

Unsichtbare Kulissenschieber

Und so sind es auch das fantastische Naturparadies Donaudelta und die beeindruckende Donaumündung ins Schwarze Meer, die der ohnedies schon sehr interessanten Reise nochmals eines draufsetzen. Das Donaudelta ist fast 6.000 km² groß, wobei drei Viertel der Fläche unter Naturschutz stehen. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten, davon schon über 100 Fisch- und mehr als 300 Vogelarten, werden gezählt. Pelikane, Kormorane, Störche, Reiher, Schwäne, Enten, Gänse, Bussarde, Schnepfen, Möwen, Schwalben – viele der tierischen Bewohner lassen sich mit freiem Auge bereits vom Schiff aus beobachten. Und was auch auffallend ist: „Die Leute an Bord sind ab dem zweiten Tag vollkommen entschleunigt“, wie der Kreuzfahrtdirektor anmerkt. Bei durchschnittlich 23 bis 24 km/h, die das Schiff zurücklegt, mit „unsichtbaren Kulissenschiebern links und rechts.“

Eintauchen ins Paradies

Das ukrainische Vilkovo (auch Wylkowe) an der rumänischen Grenze ist der letzte besiedelte Punkt vor der Donaumündung. Bewohner der Stadt, der Dorfälteste und ein Kinderchor empfangen die Gäste bei der Ankunft der Kreuzfahrer am Vormittag. Es kommen nicht allzu oft Besucher vorbei, wie Nikolaus im Vorfeld erklärte. Die „ Inselstadt“ liegt am Chilia-Arm, einem der drei Donauarme im Delta. Viele von blühenden Gärten umgebene Häuser der Stadt stehen auf kleinen Inseln, die mit Brücken und Holzpfaden verbunden sind. Ein Großteil der Bewohner lebt nach wie vor vom Fischfang, was nicht zuletzt auch am Markt bestätigt wird, wo die Standler neben Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukten frischen oder getrockneten Fisch anbieten.

Drei Kirchen, zwei davon dem Schutzheiligen Nikolaus von Myra geweiht, ein Rathaus, Kinotheater, ein Naturkundemuseum und einige Geschäfte und Lokale gehören auch zum Ort. Am Nachmittag ist Zeit für eine Fahrt mit einem Ausflugsschiff, mit dem die Besucher noch tiefer in die Natur und in die Lebenswelten der Bevölkerung eintauchen können.

Es geht vorbei an Häusern und Gärten, in denen alles Mögliche angebaut wird, vorbei an Fischern und deren Booten, meist Nachbauten von Kosakenbooten, die besonders gut für den Transport von Fracht geeignet sind, vorbei an Inseln, Lagunen, Wäldern, Sandbänken und kilometerlangen Schilflandschaften. Ziel ist erstmals „Kilometer 0“ – auf ukrainischer Seite. Hier fließt die über 2.850 Kilometer lange Donau ins Schwarze Meer.

Null oder minus acht

Noch am Abend bricht die Nestroy zur rumänischen Donaudelta-Hauptstadt Tulcea auf. Am nächsten Morgen bringen auch hier kleinere und größere Ausflugsboote die Passagiere in die Seitenarme des Donaudeltas. Auf dem St. Georgs-Arm und dann über schmälere Wasserwege fahren die Boote durch eine Welt aus wilder, ungebändigter Natur, verschiedenster Vogelarten und verzaubernden Grüntönen. Der Nachmittag ist erneut der Donaumündung gewidmet, dieses Mal auf rumänischer Seite. Über den dritten Donauarm, den Sulina-Arm, geht es jedoch nicht nur an Fischerhütten, Bauernhöfen, alten Fabriksgeländen und Schiffswracks vorbei, sondern auch an Stromkilometer 0. Denn aufgrund von Anschwemmungen und Verlandung über die Jahre wächst die Donau, und so befindet sich der ehemalige Leuchtturm als Markierung heute im Landesinneren, die Mündung hingegen auf minus 8 Kilometer.

Der Kapitän wagt dabei noch ein besonderes Manöver: Für wenige Minuten lässt er das für den Fluss gebaute Schiff rückwärts aufs offene Meer hinausgleiten – bevor er wieder die Motoren für die Flussaufwärts-Fahrt antreibt. Zurück in Tulcea heißt es für den Großteil der Reisenden, Abschied von der Donau zu nehmen und den Rückflug nach Österreich anzutreten. Ein kleiner Teil lässt es sich nicht nehmen, auch den Weg nach Wien als Bergfahrt zu genießen – mit den Kulissen links und rechts, diesmal aus anderer Perspektive.

INFORMATIONEN

Die Reise erfolgte auf Einladung von GTASKY-WAYS im April 2018 – von Bukarest bis ins Donaudelta.  Info: www.gta-sky-ways.at

Die neuntägige Kreuzfahrt von GTA-SKY-WAYS mit der MS Nestroy ab Wien/Nußdorf ans Schwarze Meer ist mit Terminen ab April bis Ende Oktober 2019 ab 1.199 EUR buchbar; vom Schwarzen Meer nach Sein ab 999 EUR; Von Linz ans Schwarze Meer ab 1.299 EUR (vom Schwarzen Meer nach Linz ab 1.099 EUR). Inkludiert sind der Flug Constantia – Wien (oder umgekehrt), Vollpension, Galabend, Taxen, Bustransfer Flughafen – Schiff etc.; zubuchbar: Ausflugspaket 240 EUR, neu: Getränkepaket 179 EUR.

Die MS Nestroy

2007 gebaut und 2017/18 komplett renoviert, fährt unter Schweizer Flagge

Länge: 125m, Breite: 11,45m, Tiefgang: 1,55m, Höhe (über Wasserspiegel): 6m

Vier Decks, 113 Kabinen, 37 davon mit französischem Balkon, 35 mit (nicht zu öffnenden ) Fenstern, zwei Suiten

Restaurant, Panorama-Lounge, Bar, Sonnendeck, Fitnesscenter, Aufzug

 

Text: erschienen in tip Exclusive Schifffahrtsträume

Fotos: alle Christiane Reitshammer